Bezahlbares Wohnen – „das ist unsere DNA“

Ein weiterer großer Augenblick für den sozialen Wohnungsbau im Landkreis Passau und speziell in der Marktgemeinde Fürstenzell: Fürstenzells Bürgermeister Manfred Hammer (v.l.), Architekt Leonhard Maier, Bauleiter Manfred Weinzierl, Baumeister Helmut Kieninger (Kieninger-Bau GmbH Zenting), Landrat Franz Meyer, Pockings Stadtoberhaupt Franz Krah, Kreis-Wohnungsbau-Mitarbeiter Man-fred Stockbauer, Kreis-Wohnungsbau-Geschäftsführer Stefan Schmidbauer, der Neuhauser Bürgermeister Josef Schifferer, zugleich Kreisvorsitzender des Bayerischen Gemeindetages, und Vilshofens Altbürgermeister Georg Krenn (KWG-Aufsichtsratsmitglied) führen an der Passauer Straße symbolisch den ersten Spatenstich für die Schaffung von 24 öffentlich geförderten Wohneinheiten aus. −Foto: Brunner

Kreiswohnungsbau schafft 24 Einheiten in zwei Abschnitten an der Passauer Straße – Landrat: „Vorzeigeprojekt“

Fürstenzell. Als die DNA der Kreis-Wohnungsbau GmbH (KWG) Passau betitelt deren Geschäftsführer Stefan Schmidbauer die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum für mittlere und kleinere Geldbeutel. „Die Aufgabe wird erfüllt“, unterstrich er beim symbolischen ersten Spatenstich zum Bau von 24 Wohneinheiten mit öffentlicher Förderung in zwei Abschnitten an der Passauer Straße in Fürstenzell. Die Kaltmiete wird jeweils 4,60 Euro pro Quadratmeter betragen – somit deutlich weniger als auf dem freien Wohnungsmarkt.
Sicherlich werde allgemein viel gebaut, machte Schmidbauer an der Baustelle deutlich. Doch in vielen Fällen handle es sich um Bauträgerprojekte mit einer Kaltmiete von sechs oder sieben Euro je Quadratmeter. Hier kommt nach den Worten des KWG-Geschäftsführers die sozial orientierte Wohnungswirtschaft ins Spiel, deren Auftrag laut Satzung die Realisierung bezahlbaren Wohnraums für ihre Mitglieder sei. Das gehe vor Gewinnmaximierung, fügte Schmidbauer hinzu, nach dessen Worten aktuell in Pocking zwölf Wohneinheiten mit einem Investitionsvolumen von 2,2 Millionen Euro fertiggestellt würden – nach der Vollendung von neun Wohneinheiten in Passau.
Der KWG-Sprecher erinnerte an die nur knapp eineinhalb Wochen zurückliegende Landtagswahl in Bayern und die Wahlprogramme dazu. „Jede Partei hat das Thema Wohnungsbau für sich entdeckt und versucht, es entsprechend zu besetzen“, betonte Schmidbauer. Doch die Wohnungspolitik habe es nicht immer geschafft, für bezahlbaren Wohnraum zu sorgen, und gemeint, der Markt würde die Dinge selber regeln. Investoren hätten allerdings kein Interesse. Rendite und Gewinnoptimierung seien dabei nicht vereinbar.
Die Entwicklung auf diesem Feld bezeichnete der KWG-Geschäftsführer denn auch als nicht verwunderlich: Die Zahl der Sozialwohnungen sei seit 1990 auf ein Drittel gefallen. Alte Bestände fielen aus der Bindung, neue würden nicht gebaut. „Gleichzeitig steigt der Bedarf“, machte Schmidbauer angesichts der Tatsache deutlich, dass immer mehr Menschen einen zweiten Job benötigten, um sich die Miete leisten zu können. „Stichwort prekäre Arbeitsverhältnisse“, merkte er ergänzend an. Fürstenzell bewertete der Redner als ganz wichtigen Standort mit guter Nachfrage, die man sich auch in Zukunft erwarte.
Mit Blick auf die direkt benachbarte Asylunterkunft in Fürstenzell griff Schmidbauer Diskussionsbeiträge an den Stammtischen auf und zitierte sie wie folgt: „Für Flüchtlinge baut Ihr, für Einheimische nicht.“ Der KWG-Chef stellte unmissverständlich klar: „Es ist genau anders rum.“ Durch Überschüsse aus der Flüchtlingsunterbringung könne „Wohnen für alle“ hier schneller als eigentlich geplant auf den Weg gebracht werden. „Hier ist nicht ein Euro verloren gegangen für Einheimische“, hob der KWG-Geschäftsführer hervor. Die Allgemeinheit profitiere, sagte Schmidbauer und erkannte keinerlei Grund für eine Neid-Debatte.
Die Umsetzung des 4,3-Millionen-Euro-Neubauprojekts in Fürstenzell erfolgt Zug um Zug in zwei Gebäuden, wie die anwesenden Mitglieder des KWG-Aufsichtsrates erfuhren. Die Bewohner der bisherigen Gebäude könnten umziehen. „Für Ein- bis Fünf-Personen-Haushalte ist was dabei“, ging Schmidbauer ins Detail. Die Konzeption ist dank Aufzug barrierefrei und altersgerecht. „Ein hervorragendes Angebot“, lautete das Resümee, das Landrat Franz Meyer aus KWG-Aufsichtsratsvorsitzender absolut untermauerte. Er schwärmte von dem Vorzeigeprojekt im Wohnungsbau, plädierte für sachbezogene Entscheidungen anstelle von Polemik und brachte seine Überzeugung zum Ausdruck, dass damit das Passauer Land „fit für die Zukunft“ sei.
Das vom Landrat aufgezeigte Bevölkerungswachstum im Landkreis auf über 190.000 Einwohner übertrug Bürgermeister Manfred Hammer auf die Marktgemeinde, die inzwischen über 8000 Bürger zähle – „Tendenz steigend“. Fürstenzell sei eine Wohngemeinde mit Aktivität, in der gegenwärtig keine Wohnungen zu finden seien. Umso mehr Hoffnung setzte Hammer in die Bezugsfertigkeit des ersten Bauabschnitts im Herbst kommenden Jahres und freute sich zugleich über die Detail-Einigung auf ein Satteldach für den KWG-Komplex.
Den Aspekt der Nachverdichtung mit Wohnraum innerorts anstelle des Bauens auf der grünen Wiese rückte Architekt Leonhard Maier aus Vilshofen in den Mittelpunkt. „Das Projekt wird, so glaube ich, ein soziales Erlebnis“, äußerte er sich euphorisch, fand aber auch kritische Worte zur allgemeinen Situation – vor allem zu immer mehr Bürokratie und zu wachsenden Vorschriften am Bau, ebenso zu Engpässen bei Aufträgen an Firmen. „80 Prozent der Gewerke sind ausgeschrieben“, stellte der Planer fest und hatte weitere erfreuliche Nachrichten parat: „Die berechneten Kosten können eingehalten werden, und alle Firmen kommen aus der Region.“

(aus PNP vom 26.10.2018)


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